Lille Bjørn - das Schiff mit den 9 Leben

Die Segelyacht

Das Schiff wurde 1896 auf Christian Lautrups Werft i Kopenhagen als Segelyacht ohne Motor gebaut, in Lärche auf Eiche. Da diese Boote am Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht registriert wurden, fanden sich für die ersten zwanzig Jahre seines Lebens bislang keine amtlichen Unterlagen in den Archiven. Die folgenden Fotos wurden uns von der Familie Arling in Aalborg / Dänemark, in deren Besitz die damalige Irene am Anfang des 20. Jahrhunderts war, zur Verfügung gestellt:

Irene segelt Irene an Land Irene an Land
Irenes Skipper Irenes Crew Familie Arling Irenes Kajüte
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Weltkrieg und Fischerei

1917 wird Irene erstmalig im dänischen Fischerei-Jahrbuch als mit Kennzeichen AS22 aufgeführt. Damals war bereits ein Glühkopfmotor von 8 PS eingebaut, der in den 20er Jahren gegen einen Motor mit 11 PS ausgetauscht wurde. In den 40er Jahren erhielt Irene abermals eine neue Maschine – einen Gamma-Marinediesel von 45 PS.

Die folgenden Bilder aus der dänischen Fischerei sind auf die Nachkriegszeit zu datieren. In der Fischerfamilie Lund hatte das Schiff wegen seiner für Fischkutter ungewöhnlichen Rumpfform den Spitznamen "Banane".

Banane vor Hejsager Strand Banane im Hafen Banane am Kai Gebrüder Lund Irene beim Fischen
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Unglück und Wiederaufbau

Am 12. März 1948 lief Irene auf eine Seemine und sank im Fahrwasser vor Mommark, wobei der Schiffer Aage Ravn und sein Maat Villy Christensen ums Leben kamen. Nach dem tragischen Unfall wurde die Irene geborgen und wieder instandgesetzt.

Zeitungsbericht vom Unglück
Irene wird repariert Irene wird repariert Irene wird repariert
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Ausserdienststellung und erneute Havarie

Beim Priwall (Segelschiff Passat im Hintergrund) ging das Schiff auf Grund, sank mit eingedrückter Backbordseite, wurde jedoch geborgen und anschließend zur Winterzeit repariert.

Havarie am Priwall Irene wird geborgen Irene wird repariert
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Ca. 1964 erfolgte die Überführung nach Hamburg, wo sie für den Schauspieler Frederik Schneyder zur Privatyacht mit Namen Frau Wirtin umgebaut wurde. In den folgenden Jahren war der Liegeplatz in Neustadt / Holstein an der Lübecker Bucht. Noch heute erinnern sich Segler an das Schiff – wohl auch aufgrund der Hamburger Prominenz, die gelegentlich an Bord kam …

Auf dem Weg nach Hamburg Der stolze Eigner an Bord Aus Irene wird Frau Wirtin Frau Wirtin im Wasser Frau Wirtin im Nord-Ostsee-Kanal
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Zurück zum ursprünglichen Zweck

Auf die Dauer jedoch wurde Frau Wirtin vernachlässigt. 1980 kaufte Jörg Zabel das Schiff in schlechtem Zustand. Er taufte es Helena und begann mit einer umfassenden Restaurierung. Hier wird es mit ausgebautem Motor durch die Kanäle nach Ditzum an der Ems verholt. In dieser Periode wurde die neue Maschine – OM 621 – eingebaut und eine kleinere, dreiflügelige Schraube montiert.

Früher war es besser Die Renovierung beginnt
Schiffshebewerk Scharnebeck - Elbe-Seitenkanal Im Schlepp durch deutsche Kanäle
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Das ursprüngliche Gaffelkutter-Rigg wurde von Christoph Essing in den 80er Jahren nach dem historischen Vorbild der Leiv Eiriksson wieder aufgebaut (Quelle: "Colin Archer and the seaworthy double-ender" von John Leather). Sie trug nun den Namen Irene av Skærbæk mit Heimathafen Oldenburg.

Colin Archer Leiv Eiriksson als Vorbild Mastsetzen Mastsetzen Irenes neues Rigg Auf dem Slip in Carolinensiel Unter vollen Segeln 100. Geburtstag
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Übernahme durch die jetzigen Eigner

Der Liegeplatz in Carolinensiel mit seinem Wattrevier erwies sich als nicht ideal für einen S-Spanter. Mit fast zwei Meter Tiefgang fand sich selten Gelegenheit zum Segeln in den Tidengewässern. So wechselte das Schiff im Sommer 2002 in unseren Besitz, und wir überführten es in die Ostsee nach Rostock, wo wir es weiter ausrüsteten und unter seinem neuen Namen Lille Bjørn zur Hanse Sail einführten.

Raus auf die Nordsee Wieder zuhause in der Ostsee Museumshafen Rostock
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Zur Hanse Sail wurden wir auf der Warnow fotografiert:

Segeltörn mit Gästen Hanse Sail 2002 Hanse Sail 2002
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Lille Bjørns nächste Reise ging wenig später zur alten Volksmarinewerft in Peenemünde, wo die Erneuerung des alten Achterstevens samt angrenzender Planken in Angriff genommen wurde.

Peenemünde Werfthafen In Erwartung des neuen Achterstevens Mit neuem Achtersteven in Eiche Neue Planken werden kalfatert
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Während des folgenden Winters bekam das Schiff ein neues Vorderschott, das Vordeck wurde zum großen Teil erneuert, und der Ballast aus Steinen und Sandsäcken durch 2 Tonnen Bleibarren ersetzt.

Abriss des alten Vorschotts Decksplanken zum Austauschen Neues Vordeck Steinballast raus Bleiballast rein
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Ostseereise 2003

Nach 9 Monaten war Lille Bjørn im Frühjahr 2003 seetüchtig und reiseklar für einen Törn nordwärts, um die schwedischen und finnischen Schärenlandschaften zu entdecken. Die Reise ging über Bornholm, Öland, Stockholm und Åland bis nach Rauma. Ein Getriebeschaden ereilte uns nahe Turku und zwang zum Werftaufenthalt. In Ålands Hauptstadt Mariehamn hatten wir auch Gelegenheit, Lille Bjørns Stenge und Saling auszutauschen. Als darüber der Herbst kam, entschlossen wir uns, den Winter auf Åland zu verbringen.

Christiansø Vor Anker in den Schären von Karlskrona Dalarö in den Stockholmer Schären Leuchtturm Kylmäpihlaja Djupvik in den åländischen Schären Das Seequartier in Mariehamn
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Ein weiteres Boot!

Der Winter im Seequartier gab uns eine verlockende Inspiration: ein Jahr an Stensunds Bootsbauschule!

Nach einem Segelsommer in den åländischen Schären ging der Kurs nach Trosa in Södermanland südlich von Stockholm.

Fifång in den Schären von Södermanland Landgang Unser Liegeplatz in Trosa Baubeginn in Stensund Klar zum Wassern
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Im Frühsommer 2005 ging's zurück nach Åland mit der Enklingejulla Pärlan im Schlepptau. Und Lille Bjørn trug nun Ålands Flagge.

Nach der Schwedenfahrt hatte die alte OM621 ihre letzten Verse gesungen. Wir wechselten sie gegen das Nachfolgemodell, eine gebrauchte OM615 mit 5 PS mehr aus. Auch ein neues Toppsegel für Lille Bjørn entstand in der damaligen Segelloft des Seequartiers.

Enklingejulla Pärlan im Schlepp Unter Ålands Flagge Motorwechsel In der Segelloft Das Toppsegel ist topp Winterruhe im Seequartier
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Filmauftritt

Lille Bjørn trat im Spielfilm "Iris" auf, der 2010 aufgenommen wurde. Der Film spielt im Schweden und auf Åland der 1890er Jahre.

Siehe den Filmtrailer hier. Findest du Lille Bjørn?

Zum Ende der Fahrt von Vårdö riss das Getriebe aus seiner Verankerung, und wir legten in Mariehamn nur unter Segeln an.

Rumpfsanierung

Im Verlauf von drei Sommern 2014 - 2016 wurde Lille Bjørn's Rumpf durch die Beschichtung mit Ferrozement renoviert, um sowohl Stärke als auch Dichtigkeit zu erreichen. Ferrozement wird seit dem 19. Jahrhundert als Baumaterial angewandt für seetaugliche Yachten, Frachtschiffe und Arbeitsfahrzeuge. Darüberhinaus dient es zum Beschichten, um alte Schiffe zu retten - Ferrosheathing im Fachbegriff. Die Methode ist recht preiswert, aber sehr arbeitsintensiv.

Armierung mit Maschendraht Das Netz wird an den Rumpf genagelt Armierung komplett Verputzen Verputzen Ein neuer Rumpf
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Der Farbaufbau geschah mit 2-Komponenten-Epoxy: Sealer auf den nackten Beton, 3 Schichten Light Primer, darüber 2 Schichten Polyurethanlack bzw Antifouling unter Wasser. Auf Deck Anti-Rutsch-Farbe. Die ins Deck eingelassenen Prismen mussten aus neue Niveau angehoben,und wie die erhaltenen Relingsstützen gut gegen den Beton versiegelt werden.

Im Rahmen der Rumpfsanierung erhöhten wir auch das Kajütdach und belegten es mit Sperrholz für Dichtigkeit und Holzleisten fürs Aussehen. Ein neues Ruderblatt und Beschläge wurden angepasst, wie auch zusätzliche Rüsteisen für die Backstagen.

Das farbenfrohe sonnige Schanzkleid vermittelt ein ganz neues Aussehen.

Decksbelag an den Prismen Farbaufbau und Dichtung an den Relingsstützen Dichtes Luk im Cockpit erhöhtes Deckshaus verleimtes Ruderblatt unterer Ruderbeschlag oberer Ruderbeschlag Anformen des Rüsteisens in frischen Farben
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Sieh, wie Lille Bjørn zu ihrem rechten Element zurückfliegt: